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Markanter Eingriff oder regionale Verbauung?
Drei aktuelle Projekte aus Graubünden

 

Bereits Adolf Loos hat in seinem Aufsatz «Regeln für den, der in den Bergen baut» darauf aufmerksam gemacht, dass nicht malerisch gebaut werden soll. Was dies konkret aber heisst, beinhaltet einen grossen Ermessensspielraum. Es existieren verschiedenartige Strategien und Ansätze, wie in Bergregionen moderne Bauten erstellt werden können.

 

In den letzten Jahren sind in Graubünden verschiedenartige Projekte entstanden, die versuchen bestehende Komplexe weiterzuentwickeln, beziehungsweise die Kraft der bestehenden Landschaft und die Qualitäten eines Ortes zu nützen. Neben den bekannten Arbeiten in Vrin und Vals existiert eine Reihe weitere Projekte, die Architektur als Mittel und als Motor zur Weiterentwicklung eines Ortes und einer Landschaft nützen.

Bottas Berg Oase in Arosa
Das Grand Hotel Tschuggen in Arosa gehört zur Gruppe der Leading Hotels of the World des Deutschen Karl-Heinz Kipp. Das Hotel versteht sich als eines der führenden Hotels der Schweiz und sucht diese Stellung durch Umbauten zu sichern. Der gesamte Hotelbereich wird seit einigen Jahren durch den Tessiner Architekten Carlo Rampazzi umgestaltet, so dass aus dem ehemaligen Sanatorium ein «zeitgenössisches Mährchen in der Bergwelt» entsteht.1

Zusätzlich zum Umbau des Hotelkomplexes wurde im Jahr 2003 für eine neu zu erstellende Wellnessanlage ein eingeladener Wettbewerb durchgeführt, den Mario Botta mit seinem Projekt «Berg Oase» für sich entscheiden konnte. Der direkt hinter dem Grand Hotel gelegen Bauplatz beherbergt auf vier Hauptebenen Fitnessraum, Gymnastikhalle, Sauna, Massageräume und eine Schwimmbadanlage. Das Volumen ist komplett in den Hang gebaut und folgt der Neigung des ursprünglichen Terrains. Mario Botta sucht den Hang «zu bebauen, ohne zu überbauen». Gegen aussen treten riesige, baumartige Oberlichter in Erscheinung. Diese belichten tagsüber die Wellnessbereiche, ermöglichen von innen am Hotel vorbei Ausblicke in die Berge und leuchten in der Nacht gegen Aussen wie Laternen. Die Bergoase ist über eine Brücke direkt mit dem Hotelkomplex verbunden, wodurch den Gästen der grösstmögliche Komfort in der Erreichbarkeit geboten wird.

Der Grundriss ist in Modulen organisiert um einem möglichen Funktionswechsel einfach durchführen zu können. Botta konstruiert das Volumen auf einem dreiecksförmigen Stützenraster. Diese Struktur ermöglichte dem Architekten bereits in der Wettbewerbsphase, als das genaue Raumprogramm noch wenig präzise war, flexibel auf die Wünsche des Bauherren einzugehen. Auch können später relativ einfach Ergänzungen und Erneuerungen durchgeführt werden, wenn die Auslastung der Anlage nicht mehr stimmen sollte. Die eine leichte Stützenstruktur suggeriert eher das Gegenteil von einer unterirdischen wohl in den Felsen gebauten Wellnesanlage. Der Blick durch die Oberlichter am Hotel vorbei in den Himmel und die Berglandschaft wird wohl das bestimmende Element. Die Präsenz der Berge wird auf ihr Bild reduziert.

Die Aussenwände werden durch vier Materialien gestaltet: Die Wiese als Fortführung des natürlichen Terrains, Granit für die Mauern und Titanzink und transparentes Glas für die «Blätter», als Metaphern der Bäume. Die interne Landschaft wird auch mit wenigen Materialien gestaltet und zwar: Stein für Boden, Schwimmbecken und feste Wände, Glas und Gipskarton für leichte Trennwände, Reflektierendes Material und Holz für die Abgehängte Decken Stahlbeton und Stahl für die tragende Struktur und die Pfeiler. Die Aussenräume sind westlich angeordnet und direkt von den internen Räumen auf jeder Ebene erreichbar. Sie befinden sich auf Terrassen, umgeben von der Natur und sind dennoch von fremden Blicken geschützt.

Das Hotelmanagement benützt die Wellness Bergoase von Botta bereits als Werbeträger für das Hotel. Mit der «erweiterten Fläche von nunmehr 3'500 m2» ist das Projekt eines der grössten vergleichbaren Bauprojekte in der Schweiz». Die Berg Oase soll im November/Dezember 2006 eröffnet werden. Ob die Wellnessanlage in Arosa einen derartigen Boom auslösen wird, wie die Therme in Vals von Peter Zumthor wird sich weisen. Der fundamentale Unterschied zu Vals ist die Flexibilität der angestrebten Lösung. Auch bezieht sich Botta mit seinem Bauwerk und der Ausbildung der einzelnen baulichen und funktionalen Komponenten eher auf einen urbanen Kontext und ein städtisches Publikum. Die verwendeten Baumaterialien sind suchen weniger einen Bezug zur Landschaft herzustellen.

Ecomuseum Viamala
Die Viamala bei Thusis ist seit Jahrtausenden eine der gefährlichsten Schluchten auf dem Weg in den Süden. Die Schlucht ist tief vom Rhein ausgefressen und bildet ein gewaltiges geschichts- und legendenträchtiges Stück Natur. In der Viamala spiegeln sich Ängste wieder, öffnen sich geologische und überirdische Abgründe und nehmen über Generationen hinweg unzählige menschliche Schicksale ihren Lauf. Aufgrund der verschiednen historischer Monumente von grosser Qualität und Kraft wie die aus dem 12. Jahrhundert stammenden Kirche von Zillis entschloss sich eine Gruppe um Ruedi Jecklin, Jürg Simonett, Gion Rudolf Caprez ein Konzept für ein Ecomuseum zu erarbeiten, dass die verschiedenen Einzelobjekte zusammenbindet. Entlang der uralten Säumerroute sollten durchgehende Wanderwege die ursprüngliche Viamala rekonstruieren und damit zu Fuss das Domleschg wieder mit Schams verbinden.2

Die Idee des Ecomuseums wurde gegen Ende der sechziger Jahre in Frankreich, als angepasste Form «musealer» Aufarbeitung von regionaler Geschichte und Identität in ihrem geographischen, kulturellen und sozialen Umfeld entwickelt. Nach Georges Henri Rivière, Gründer des Musée Nationale des Arts et Populaires in Paris und eigentlicher Vordenker dieser Art von Museum soll «das Ecomuseum die Wechselbeziehungen zwischen Mensch und Umwelt innerhalb eines bestimmten Gebietes unter Berücksichtigung von Zeit und Raum erfassten, so dass die beweglichen Güter nicht in die grossen Museen der Zentren abtransportiert werden. Hierdurch sind diese Kulturgüter weiterhin Teil einer lebendigen Kulturlandschaft, welche als weitläufiges Museum funktioniert.3

Eines der ersten Ecomuseen in der Schweiz ist am Simplon zu finden, wo der ehemalige Säumerpfad über den Pass für Wanderer wieder geöffnet wurde. Der Verein Kulturraum Viamala ist das erste Ecomuseum Graubündens und ist Träger und Motor dieser Initiative.4 Die Säumerrouten folgten seit den Römern ähnlichen Routen, wobei die Schutzbauten immer wieder zerstört wurden. Seit Jahrtausenden war die Viamala der gefährlichste Teil der Reise. «Las veias malas» die üblen Wege wurden die ständig anders verlaufenden Wege genannt. Diesen Mythos will das Ecomuseum Viamala wieder erlebbar machen. Die wilde Gegend soll wieder bequem erwandert werden können.

Nach dem Verlust des Transitverkehrs Ende des 19. Jahrhunderts soll der Tourismus die Strasse wieder beleben. Einen Anfang macht 1903 der neue erstellte Abstieg zur Schlucht beim Viamala-Kiosk. Die zwei neuen Strassenbrücken von Luigi Premoli (1935/38) verbessern die Zugänge zur Schlucht. Die Strasse durch die Schlucht dient heute vor allem dem Tourismus, dem Lokalverkehr und als Ausweichroute, wenn die A13 gesperrt ist.

In einer ersten Etappe des Ecomuseums wurden die Saumpfade wieder freilegt. Diese erste Wegbauetappe verbindet rund um das Traversinatobel die ersten 50 inventarisierten Objekte entlang der Wegroute. Um die ursprünglichen Pfade heute wieder benutzen zu können, mussten der alte Weg befreit und an verschiedenen Stellen neue Brücken und Stege gebaut werden. Die erste Traversinasteg war im Jahr 1996 nach Plänen des Ingenieurs Jürg Conzett erbaut und 1999 durch eine Felslawine zerstört worden. Dieser war Bestandteil des Wanderweges von Sils im Domleschg über die Burg Hohenrätien nach Zillis und überquerte das Traversiner-Tobel, ein östliches Seitental der Viamala. Folge des Verlusts der Brücke war, dass der Wanderweg nicht optimal begehbar war und dass die Benützer der Via Spluga im nördlichen Abschnitt der Viamala an bau- und kulturhistorisch wertvollen Stellen wie dem Palazzo Sils, der Ruine Hohen Rätien, den Felszeichnungen in Carschenna und der Kapelle St. Albin vorbei geführt werden mussten.

Mit dem zweiten Traversinasteg, welcher bis Ende Juli 2005 errichtet sein sollte, wird diese wichtige bauliche Stelle wieder geschlossen. Damit der neue Steg vor Steinschlag geschützt ist, wird dieser 70 Meter talauswärts des Hanges errichtet. Hierdurch wird aber auch die zu überspannende Länge massiv grösser. Jürg Conzett konzipiert die Brücke als treppenartiger Steg, der nach der Mitte auf dem Boden auflagert. Die Tragkonstruktion besteht aus zwei parallel geführten Hauptseilen, die über die natürlich vorgegebenen Kuppen im Gelände gelegt und dahinter verankert werden. Der Steg wird über eine Vielzahl von dünnen Hängeseilen, die aus statischen Gründen gekreuzt werden, an den zwei Hauptseilen aufgehängt.

Auch die Punt da Saransuns (1999) ebenfalls von Jürg Conzett ist aus einem eingeladenen Wettbewerb entstanden. Diese ermöglicht den Wanderern trockenen Fusses den Rhein zu überqueren. Die 40 Meter lange vorgespannte Brücke überbrückt den Fluss mit Zugbänder von nichtrostendem Stahl, welche Andeerer Gneisplatten unter eine enorme Vorspannung setzten. Die filigrane Spannbandbrücke wurde über zwei in den Felsen verankerte Widerlagekörper über den Rhein gespannt. Auch das filigrane Stahlgeländer ist nur an den Steinplatten festgeschraubt. Die über der Viamalabrücke liegende Autobahnbrücke der A 13 dramatisiert die Situation zusätzlich.

Der Kulturraum Viamala hat als Anerkennung für seine planerische und kulturelle Arbeit 2000 den Schweizer Heimatschutzpreis erhalten. Als nächster Schritt werden mehrere dezentrale Ausstellungen eingerichtet. Eine Ausstellung wird in den Räumen der ehemaligen Pulvermagazine gegenüber dem Viamalakiosk installiert, wo früher Schiesspulver zur militärischen Sprengung der Brücken gelagert wurde.

Unabhängig vom Verein des Kulturraums Viamala betreibt der Verkehrsverein Thusis seit über 100 Jahren an der engsten Stelle der Schlucht einen Abgang zum Hinterrhein. Da in der Schlucht jährlich bis zu 90'000 Besucher gezählt werden, müsste über einen Ersatz des seit 1956 bestehenden Kioskes nachgedacht werden. Der eingeladene Wettbewerb wurde im Jahr 2002 von Bearth und Deplazes gewonnen. Das turmartige Baukörper sitzt «wie ein Wächter» über dem Abstieg in die Vaimalaschlucht und funktioniert als Gelenk im Schwerpunkt zwischen der Strasse und dem Einstieg in die Schlucht. Das Volumen beherbergt einen Kiosk, ein kleines Restaurant für Snacks, Ausstellungsflächen und den Einstieg in den Wanderweg in die Schlucht. Innerhalb des monlitischen Baukörpers aus weiss eingefärbtem Stampfbeton windet sich die Treppe nach unten.

Aus Geldmangel konnte der Bau bis anhin noch nicht gebaut werden. Das Volumen wurde dennoch weiterentwickelt und ist derzeit weniger bezugnehmend auf historische Vorbilder der überall zu Sicherung des Alpenüberquerdenden Weges zu findenden Wehrtürmen. Auch wurde das Raumprogramm etwas redimensioniert und gestrafft.

Piz Tschütta in Vnà
Das über der Talsohle auf einer Sonnenterrasse gelegene Vnà im Unterengadin lebt zu einem grossen Teil von der Landwirtschaft und besitzt ein Dorfbild, welches unter nationalem Schutz steht. Da das Dorf relativ abgelegen ist, kommen nur wenige Touristen. Unter dem Arbeitstitel «Das Gast- und Kulturhaus Piz Tschütta in Vnà: Ein Dorf wird zum Hotel» suchen die neu gegründete Fondaziun Vnà zusammen mit einer Gruppe von demokratisch gewählten Vertreterinnen und Vertretern aus der Dorfbevölkerung seit dem Jahr 2003 einen nachhaltigen Tourismus in gang zu bringen. Ziel der Initianten war es die bestehenden Qualitäten des Ortes zu nützen und das verweisste Zentrum des Ortes wiederzubeleben. Das Haus Piz Tschütta mit seiner seit längerem geschlossenen Osteria ist der «emotionale Kern» des Dorfes. Seitdem aber das Haus unbewohnt ist, fehlt dem Dorf das Herz.5

Die Realisierung des Gesamtprojekts wird erst durch das Miteinander verschiedener Partner möglich. Am 19. Juli 2004 wurde die Stiftung Fundaziun Vnà gegründet, die sich generell um das «kulturelle und wirtschaftliche Wohlerhegens von Vn?» kümmert und für das Projekt Piz Tschütta Spenden gesammelt hat. Am 28. Dezember 2004 konnte auch die Piz Tschütta AG gegründet werden, die Besitzerin des Gebäudes und für den Betrieb verantwortlich ist.

Der Komplex ist typologisch ein stattliches Engadinerhaus und besteht aus dem steinernen Wohnhaus und der angebauten Stallscheune, die vorwiegend aus Holz gebaut ist. Teile des Kellers des Hauses könnten sogar mittelalterlichen Ursprungs sein. Nachweisbar geht aber das architektonische Erbe bis ins 17. Jahrhundert zurück. Die beiden Hausteile, die strukturell voneinander getrennt sind und zwei verschiedene Giebelhöhen aufweisen, werden für eine neue Nutzung auch als zwei Gebäude betrachtet, die je nach Bedarf im Innern wieder miteinander verbunden werden. Die ehemalige Stallscheune soll in eine private Nutzung übergehen, das Steinhaus der Öffentlichkeit zur Verfügung stehen. Das Haus soll in seine ursprüngliche Funktion als Begegnungsort, Gast- und Kulturhaus und öffentlicher Raum für verschiedene kulturelle Veranstaltungen zurück verwandelt werden. Zudem wird im Untergeschoss ein kleiner Laden für lokale Produkte integriert. Da im Haus aus Platzgründen nur fünf Gastzimmer eingebaut werden können, werden zusätzliche Zimmer in verschiedenen Preis- und Qualitätskategorien in den Häusern und Wohnungen der Dorfbevölkerung angeboten. Das Gast- und Kulturhaus Piz Tschütta übernimmt deren Gastbetrieb, die Bettenverteilung und ist das Zentrum des dezentralen Hotels.

Das architektonische Projekt wurde von der Arge Chasa Schigliana erarbeitet. Die Arge bestehend aus dem bildenden Künstler Christof Rösch aus Sent und dem Architekten Rolf Furrer aus Basel. Die beiden arbeiten seit Jahren intensiv zusammen und haben unter anderem in Sent das Engadinerhaus Schigliana umgebaut.

Im Erdgeschoss des Steinhauses befinden sich neben der Küche, und der Réception verschiedene Gastronomiezonen mit insgesamt 36 Sitzplätzen. Zwischen den beiden alten Stuben ist eine Lounge mit Cheminée vorgesehen. Das erste Obergeschoss bietet Raum für drei Doppelzimmer mit je einem zugehörigen Bad ausserhalb des Zimmers und eine Aufenthaltszone. Im Dachgeschoss sind zwei weitere Zimmer untergebracht, eines mit integriertem Bad, das zweite historische mit Dusche ausserhalb des Zimmers. Die bestehenden «Holzkisten» werden als Schlafräume und Gästezimmer genutzt.

Das Holzhaus bietet Volumen für einen Neubau, der mit viel Glas im Innern der alten Struktur von der optischen und strukturellen Synthese zwischen alt und neu lebt. Die ehemalige Brücke wird in talwärts verschobener Position mit neuen Auflagern zu einem expressiven Element, dass aus der Fassade treten wird. Die neue Struktur ist ein '5-Zimmerhaus' mit drei Schlafzimmern. Im Erdgeschoss sind ein Wohnraum, ein Schlafzimmer und ein Bad untergebracht, ebenso im ersten Obergeschoss. Im Dachgeschoss befindet sich ein Dachzimmer mit integriertem Bad. Die wesentlichen, bestehenden konstruktiven Elemente wie die Brücke und der Dachstuhl sind Ausgangspunkte für den Neubau, der sich der vorhandenen Struktur anpasst und diese integriert. Die neu eingebaute Struktur wird richtiggehend um die bestehende Struktur herumgefädelt. Die klimatische Pufferzone, die Kalträume mit Aussentemperatur und einer 12 Grad-Zone, werden räumlich als Bestandteile beheizten Bereiche wahrgenommen und dient als Erschliessungs- und Aufenthaltsräume unter dem alten, unisolierten Dach. Die Baubewilligung wurde diesen Winter erteilt. Im Spätsommer soll voraussichtlich mit der Erneuerung angefangen, damit noch betoniert werden kann.

Bauen als kulturelle Aufgabe
Alle drei vorgestellten Projekte versuchen spezifische Merkmale der jeweiligen Orte herauszubilden und zu schärfen. Die beiden letzten Projekte arbeiten aus der bereits vorhandenen Baustruktur des Ortes heraus und verstehen das Projekt als einen Bestandteil des gewachsenen Ortes. Die ortspezifischen Potenziale werden direkt ausgespielt und es entstehen an aussergewöhnlichen Orten individuelle Lösungen, die nicht austauschbare, kraftvolle und eigenständige Gebäude hervorbringen. Zentral für diese Entwicklung ist in Graubünden die tatkräftige Unterstützung durch den Bündner Heimatschutz. Dieser initiiert Architekturwettbewerbe, beteiligt sich aber auch finanziell an den Kosten von Gebäuden. Nebst den Wettbewerben in der Viamala war der Heimatschutz auch im Architekturwettbewerb zur Restaurierung und Erweiterung der Semper Villa Garbald in Castasegna (2001-2004) und dem Studienauftrag für das Bahnmuseum Albula in Bergün (2004-) ein zentraler Förderer.

Wie Loos bemerkte, liegt eine grosse Kraft des Bauens in den Bergen in der Wirkung der Mauern, der Bergen und der Sonne. Funktionale und topographische Fragen stehen im Vordergrund. Über verwendete Materialien, Oberflächen und regionale Bautypen kann ein Bezug zum Ort hergestellt werden. Die Orte können hierdurch in ihrer Identität gestärkt und gefestigt werden. Vor über hundert Jahren brachten gerade die riesigen Kurkomplexe und Sanatorien neue Bautypen in die Berge, wovon der Tourismus, die Wirtschaft aber auch die urbanisieren Räume im Alpenraum profitierten. Gerade diese stolzen Komplexe wurden architektonisch meist auf hohem Niveau errichtet, waren für ein urbanes Publikum bestimmt und setzten landschaftliche Zeichen des Fortschrittes. Anspruchsvolle Projekte wie die Wellness Berg Oase von Botta besitzen ähnliche Potenziale und können Katalysatoren für eine weitere Fassette der Baukultur in den Bergen werden.

Die Projekte in der Viamala und in Vnà besitzen demgegenüber eine starke regionale Bedeutung und arbeiten im Schnittpunkt von Ort, Material, Bedeutung und Typologie. Diese Grundlage ist ein starker Standortvorteil, der die einzelnen Regionen einzigartig macht. Es macht deshalb auch Sinn diese kulturelle Einzigartigkeit, nicht versanden im Sinne eines Sonderstatus, weiterzuentwickeln und die Bergwelt hierdurch kulturell und räumlich differenziert zu halten.

 

Daniel Walser

 

1 http://www.tschuggen.ch
2 Ruedi Jecklin, Jürg Simonett, Gion Rudolf Caprez, Grundlagen zum Ecomuseum Riamala. Konzeptpapier und Ideensammlung zum Ecomuseum Riamala, einem "Museum in der Landschaft", Dezember, Hrsg. Verein Kulturraum Viamala, Thusis 1996, Seite 13. Manuskript.
3 Klaus Anderegg, Ecomuseum Simplon, Projektbeschrieb, im Auftrag des Bundesamtes für Forstwesen und Landschaftsschutz, Bern 1988.
4 http://www.kulturraum-viamala.ch
5 http://www.fundaziunvna.ch