Gespräche / Talks / Podiumsdiskussionen Eine offene Reihe mit Gesprächen zur Architektur
HTW Chur präsentiert
Dokumentarfilm: Pomerol, Herzog & de Meuron
Freitag, 25. November 2011, 19.00 Uhr, Aula, HTW Chur
Dokumentarfilm von Ila Bêka und Louise Lemoine, Frankreich, 52 Min., 2011, französisch mit englischen Untertiteln.
Anschliessend Diskussion mit den Architekten Daniel Pokora, Stefan Kurath und Daniel Walser (Dozent HTW Chur) Freier Eintritt
Veranstaltungsort: Aula der HTW Chur, Pulvermühlestrasse 57, 7004 Chur
Die Veranstaltung führt Bau und Gestaltung in Zusammenarbeit mit der Bibliothek der HTW Chur durch.
Der Speisesaal der Architekten Herzog & de Meuron als Herzstück
Die HTW Chur zeigt am 25. November den Dokumentarfilm «Pomerol, Herzog & de Meuron» von Ila Bêka und Louise Lemoine. Im Zentrum des 2011 erschienenen Architekturfilms steht der Speisesaal des Weingutes Christian Moueix in Pomerol, den die Schweizer Architekten Herzog & de Meuron entworfen haben. Im Anschluss an die Filmvorführung findet eine Diskussion mit den Architekten Daniel Pokora und Stefan Kurath statt.
Erntezeit als Höhepunkt
Im Herbst durchlebt das nordöstlich von Bordeaux gelegene Weingut von Christian Moueix in Pomerol jeweils eine Zeit des Ausnahmezustandes. Bis zu 170 Personen helfen täglich die Trauben zu lesen. Die meisten Pflücker kommen jedes Jahr wieder, und für viele ist diese Zeit der eigentliche Höhepunkt des Jahres. Seit 2002 speisen die Pflücker nicht mehr im alten Speisesaal, sondern in einem von Herzog & de Meuron fertiggestellten, kleineren aber markanten neuen Saal im Stammhaus des Weinguts. Bereits früher hatte Christian Moueix bereits mit den Architekten Herzog & de Meuron die Dominus Winery im Napa Valley in den USA errichtet (1997) und plante in Pomerol eine Produktionsstätte für den Wein (2001-03), welche aus verschiedenen Gründen nie errichtet werden konnte.
Der Dokumentarfilm «Pomerol, Herzog & de Meuron» von Ila Bêka und Louise Lemoine geht dem Leben der Traubenpflücker auf dem Gut von Christian Moueix in Pomerol nach. Er porträtiert hauptsächlich die Pflücker während ihrer beschwerlichen Arbeit, die ausgelassen Feste an den Abenden und lässt die Bauherren ihren Bau vorstellen. Die Architektur des Speisesaals von Herzog & de Meuron bildet während der Zeit der Ernte den eigentliche soziale Mittelpunkt. Der Film zeigt auf liebevolle Weise, wie sich der Wunsch der Bauherren nach einer identitätsstiftenden architektonischen Intervention mit dem legitimen Anspruch der Arbeiter nach einem Ort des geselligen Beisammenseins schwerer reibt.
Dokumentarfilmserie als kritischer Blick auf die Architektur
Die beiden Filmemacher Ila Bêka und Louise Lemoine drehten eine ganze Serie von Architekturfilme zu Bauwerke von international bedeutenden Architekten. Hierbei fokussierten sie weniger auf die Architektur oder die Architekten, sondern auf die Alltagstauglichkeit der Gebäude. Sie konfrontieren die international bekannten und gerühmten Bauwerke mit «ganz normalen Menschen». Das Spannungsfeld von medial geförderter Architekturwahrnehmung und unbeabsichtigter Situationskomik demaskiert liebevoll die Chancen aber auch Grenzen von Architektur. In ihrem ersten Dokumentarfilm «Rem Koolhaas: Houselife» (2008) führt die Putzfrau durch die Villa in Bordeaux. Dieser Film über ein aussergewöhnliches Gebäude war der Anfang einer ganzen Serie von aussergewöhnlichen Architekturfilmen der beiden Filmemacher. Der Film konnte letztes Jahr bereits mit grossem Erfolg an der HTW Chur gezeigt werden.
Der Dokumentarfilm «Pomerol, Herzog & de Meuron» ist der zweite Film dieser Serie. Der Film wurde bereits 2007 gedreht, ist aber erst in diesem Jahr erschienen. Im Anschluss an die Filmvorführung findet ein Gespräch zwischen den Architekten Daniel Pokora und Stefan Kurath statt, das vom HTW-Dozenten Daniel Walser moderiert wird. Im Gespräch soll der Sinn aber auch die Grenzen einer heute vielfach von Firmen und Institutionen benutzten inszenierten Architektur diskutiert werden.
Daniel Pokora, Architekt, Zürich
Aufgewachsen im Kanton Appenzell Ausserrhoden, arbeitete nach seinem Architekturstudium in Winterthur unter anderem bei Herzog & de Meuron. Heute führt er zusammen mit Gabriela Mazza das Architekturbüro mazzaprokora in Zürich. Unter anderem haben sie im letzten Jahr zur Diskussion «Bauen im Dorf» im Appenzell Ausserroden einen zentralen Beitrag für die zeitgenössische architektonische Weiterentwicklung eines Appenzeller Dorfzentrums präsentiert. http://www.mazzapokora.com
Stefan Kurath, Architekt, Thusis / Zürich
Studierte Architektur in Winterthur und Holland, doktorierte an der HafenCity Universität in Hamburg bei A. Eisinger. Er führt zusammen mit Ivano Iseppi in Thusis ein Architekturbüro, beschäftigt sich in seinem eigenen Büro Urbanplus mit Forschungen mit städtebaulichen Fragestellungen zur Raumentwicklung. Zudem leitet er an der Fachhochschule in Winterthur den Masterkurs Urban Landscape. Der prominenteste Bau von Iseppi Kurath ist die Raststätte Viamala in Thusis. http://www.urbanplus.ch
Daniel A. Walser, Dozent HTW Chur und Architekturkritiker, Zürich
Studierte an der ETH Zürich und in Rom Architektur, ist Dozent an der HTW Chur, forscht zu Themen der aktuellen alpinen Baukultur und engagiert sich in der Architekturvermittlung.