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Gespräche / Talks / Podiumsdiskussionen
Eine offene Reihe mit Gesprächen zur Architektur

Podiumsdiskussion
Chur – Wieviel Türme braucht die Stadt?
Begleitprogramm der Ausstellung «Hoch hinaus. Churer Türme aus der Sammlung Capauliana»

 

Podiumsdiskussion mit Peter Göldi, Stadtarchitekt Chur; Andres Janser, Kurator
der Ausstellung «Hochhaus – Wunsch und Wirklichkeit» im Museum für Gestatung Zürich; Giovanni Netzer, Intendant des Origen Festivals. Moderation: Daniel A. Walser, Dozent für Architektur an der HTW Chur

Ort: Stadtgalerie Chur
Zeitpunkt: Donnerstag 13. September 2012, 18.00 Uhr

 

Ausstellung «Hoch hinaus. Churer Türme aus der Sammlung Capauliana»
Die Churer Türme und deren Funktionen (Wachturm, Kirchturm, Gefängnis, Machtdemonstration, Wohnturm etc.) stehen im Mittelpunkt der Ausstellung mit über 100 Werken aus dem grossen Fundus der Fundaziun Capauliana. Ausgehend von den ersten historischen Ansichten wird die stetige Veränderung der Stadt Chur und ihres Stadtpanoramas bis zur Gegenwart aufgezeigt.


City West, Chur, 2012, Domenig Architekten (Foto: Daniel Walser).

Hoch hinaus – Churer Türme aus der Sammlung Capauliana
Kirch- und Befestigungstürme, aber auch Hochhäuser prägen Stadtsilhouetten und tragen zu ihrer Wiedererkennung bei – auch in Chur. Eine mit gegen 200 Werken aus der Fundaziun Capauliana reich bestückte Ausstellung in der Stadtgalerie im Rathaus Chur erzählt aus dieser Perspektive die (architektonische) Stadtgeschichte neu.

Mit einem Chaos endete der erste Turmbau der Menschheit: Der Turm zu Babel scheiterte am sprichwörtlichen „babylonischen Sprachgewirr“, das Gott geschaffen hatte, um die masslosen Menschen zu strafen. Aber Bauherren und –meister strebten immer weiter in die Höhe… Die von Silvia Conzett und Bernd Stieghorst kuratierte Ausstellung „Hoch hinaus – Churer Türme aus der Sammlung Capauliana“ spürt dieser Entwicklung nach. Anhand von zahlreichen Stichen, Gemälden und Fotografien aus dem schier unerschöpflichen Fundus des Bündner Bildarchivs der Fundaziun Capauliana spannt sich der Bogen vom frühen Mittelalter bis zur Gegenwart mit ihren markanten Neubauten.

Früher waren es Kirch- und Befestigungstürme, die das Stadtbild dominierten. Heute sind es Wohn- und Geschäftshochhäuser. Damals wie heute konkurrier(t)en die potenten Bauherren darum, wer den höchsten und prächtigsten Turm baut. So hat seit kurzem nicht nur Zürich mit dem Prime Tower – dem mit 126 Metern Höhe höchsten Gebäude der Schweiz – ein neues Wahrzeichen. Auch in Chur hat sich mit dem Bau der Twin Tower von City West – sie sind je 79 Meter hoch – das Stadtpanorama eindrücklich verändert. Im internationalen Vergleich jedoch sind beide Türme nur „Türmchen“.

Türme prägten Stadtbefestigung
Churs mittelalterliche Stadtbefestigung wurde im 13. Jahrhundert erbaut und umfasste neben den Haupttoren Ober- und Untertor neun weitere Türme. Bis ins 17./18. Jahrhundert wurde sie nicht mehr verändert. Nachts wurden die Tore jeweils geschlossen – im Winter schon um 19 Uhr – und es patrouillierten Nachtwächter. Der bischöfliche Hof hatte eine eigene Befestigungsanlage, von der heute noch der Marsöl- und der Torturm erhalten sind. Daneben prägten zahlreiche Kirchtürme das alte Chur, das verschiedentlich von Bränden heimgesucht wurde. Im 19. Jahrhundert verlor die Stadtbefestigung ihre Bedeutung, stürzte zum Teil ein oder wurde, wie auch verschiedene Türme, umgenutzt. 1828 wurde der Stadtgraben zur Grabenstrasse aufgefüllt und 1851 schliesslich letzte Teile der Stadtmauer niedergelegt. Damit verschwanden auch etliche Türme, die uns nur noch auf historischen Ansichten erhalten sind.

Erste Hochhäuser
Mitte des 20. Jahrhunderts nahm im Rahmen des wirtschaftlichen Aufschwungs auch in Chur die Bevölkerung rasant zu. In lediglich 15 Jahren, zwischen 1955 und 1970, wuchs das kleinstädtische Chur um über 10‘000 Einwohner, für die Wohnraum geschaffen werden musste. So entstanden 1961/62 der Solaria-Park mit 300 Wohnungen und 1964-72 die Wohnhochhäuser im Lacunaquartier, die mit bis zu 25 Stockwerken neue Akzente im Siedlungsgebiet setzten.

Höher, immer höher
Neben Wachtürmen, wo der Ausblick aus erhöhter Warte zentral ist, waren und sind Türme immer auch Bedeutungsträger und verweisen auf die Macht oder das Prestige ihrer Besitzer – seien das nun Kirchtürme wie die der Kathedrale oder von St. Martin oder auch öffentliche Bauten wie das mit einem Türmchen versehene Rathaus oder Bürgerhäuser. Das ehemalige Weinberghaus Roter Turm zum Beispiel weist eine prägnante kuppelförmiger Haube auf. Und auch die um 1900 erbaute Villa Fontana im Lürlibadquartier demonstriert mit ihrem Turm Bedeutung. Im 20. und 21. Jahrhundert entstehen dann weltweit unzählige Geschäfts- und Wohnhochhäuser, eine Entwicklung, die abgeschwächt auch in der Schweiz und in Chur zu beobachten ist.

Kurioses
Ein Abschnitt der Ausstellung widmet sich eher skurrilen Werken. Das Sammlerehepaar Duri und Clara Capaul-Hunkeler sammelte sehr umfassend, weshalb sich in der Ausstellung auch „schräge“ Objekte finden: so zum Beispiel auf Baumscheiben gemalte Türme, eine mit Perlmutteinlagen verschönerte Stadtansicht, ein mit Edelweiss geschmücktes und gerahmtes Foto oder eine auf Textil gedruckte mittelalterliche Stadtansicht.

1.–30. September 2012 in der Stadtgalerie Chur, Di – So 14 – 18 Uhr, Eintritt frei

Einladungskarte

http://www.capauliana.ch